Sonnenland

16mm | 16 min

Sonnenland (Filmstill)

Sommer auf dem Schafberg. Sonnenlicht und Kinder im Freien. Behinderte Kinder. Sonnenland, entstanden im Sommer 1998 während meines Zivildienstes bei den Kinderfreunden, ist mehr ein Film mit ihnen als ein Film über sie. Was im Rahmen der Interaktion zwischen Filmemacher (Kamera) und den Kindern spürbar wird, ist Befremden und Vertrautheit, Mißtrauen, ebenso wie Neugierde und Freude. Jenseits gewohnter Mitleidseffekte wird das Themenfeld ‘Behinderung’ und die Frage nach ihrer – gesellschaftlich instrumentalisierten – Abbildung etabliert. Was Sonnenland zeigt, sind keine geschönten Bilder, sondern ungewohnte. Bilder, die Momente eines Sommers, Augenblicke im Leben von Kindern verhandeln.

Paul Divjaks Sonnenland ist ein Garten der Begegnung. Jede Einstellung dokumentiert eine Haltung, die ein behindertes Kind der Kamera gegenüber gerade einnimmt. Die Kamera ist ein unaufdringlicher Eindringling, der den Körpern folgt und einen Raum festlegt. Es sind jedoch die Kinder, die über Nähe und Distanz bestimmen: Sie kommen auf den Apparat zu, erforschen ihn, blinzeln ihm zu, reden auf ihn ein, um schliesslich auch nach ihm zu greifen. Das räumliche Verhältnis zeugt von einer sozialen Beziehung, die Blicke formen ein Feld der Kommunikation. Das Auge der Kameras lädt einerseits zum Dialog ein (einmal erscheint Divjak selbst im Bild) und veranstaltet andererseits auch ein kleines Schauspiel: Jedes Kind präsentiert sich in einer anderen Lage, sucht nach anderen Ausdrucksformen und vollführt andere Bewegungen. Das Anderssein der Kinder gerät durch die Intimität dieser Begegnungen, durch deren dialogische Form nie zur bloßen Abbildung, sondern wird vielmehr aktiv verhandelt: es gilt, sich erst ein Bild zu machen, ganz entspannt, im Schatten oder auf der Schaukel, nachmittags. [Dominik Kamalzadeh]

Summer on Schafberg mountain near Vienna. Sunshine and children playing outdoors. Handicapped children. Sonnenland, which was made in the summer of 1998 during my ten month I worked with the Kinderfreunden (Friends of the Children), is more properly a film made with them rather than a film about them. What becomes tangible in the course of my (the camera’s) contact with the children is a feeling of distance and intimacy, mistrust and curiosity and joy in equal portions. The subject of “handicaps” is taken beyond the usual attempts to arouse pity, and the question of their depiction (which has been instrumentalized by society) is dealt with. Rather than pretty pictures, Sonnenland shows unusual images. Images depicting moments on a summer afternoon, brief moments in the lives of children.

Paul Divjak’s Sonnenland is a garden of encounters. Each shot documents a posture assumed by a handicapped child when confronted by the camera. The camera is an unobtrusive intruder which follows the figures and defines a space. On the other hand, the children themselves make the final decisions concerning distance: They approach the camera, examine it, wink at it, talk to it, and sometimes even reach out to it. The spatial relationship provides evidence for a social relationship; the looks create a space in which communication is possible. The camera’s eye invites the viewer to participate in a dialog (Divjak himself appears in one shot) and puts on a little show at the same time: Each child poses and moves in a different way while trying out various modes of expression. Thanks to the intimacy of these encounters and the resulting dialog, the children’s difference is never reduced to mere depiction, as it is much more an active component of the dialog: The first thing is to imagine use your imagination, not in a rush, but on a summer afternoon while sitting in the shade. [Dominik Kamalzadeh]



I feel distortion

Sound: Manfred Karrer | 7 min

Das Video beginnt im Schwarz und endet im Weiß. An diesen Stellen gibt es was zu lesen: den Titel bzw. die Credits. Was es dazwischen zu sehen gibt, befindet sich im beständigen Übergang zwischen Schwarz und Weiß. “Lesen ist nicht sehen”, könnte man dazu – Maurice Blanchot paraphrasierend – anmerken, womit weniger auf einen einfachen Gegensatz hingewiesen, sondern eher die vom Akt des Lesens erzwungene Auslöschung des Sehens angesprochen wäre. — mehr —


I remember 1 & 2

Sound: Werner Möbius | 2 x 3:55 min

Mit Erinnerung zwischen Diffusion und Signifikanz spielen Divjaks Clips versiert: Der erste zeigt eine verwischte Drehbewegung zu Werner Möbius moduliertem Loop von Klavier-Intro und Eröffnungszeile von Barry Manilows “Mandy”: “I remember all my life”. Der zweite montiert zur selben Musik unscharfe Zeitlupenbilder von Menschen, an die sich offenbar Divjak erinnert. Der Home-Movie-Aspekt, sentimentale Revue von Alltagsmienen und -gesten, junge Menschen beiderlei Geschlechts, verbindet sich innig mit der Melancholie und dem intensiven Präsent-Werden, die einem alten Lied, noch dazu “Mandy”, noch dazu als gelooptem Sample (Sampling ist taktische Objektivierung von Gedächtnisleistungen!) anhaften (…). [Drehli Robnik/SKUG] — mehr —