breakfast at rhiz

Sound: b. fleischmann | 6 min

breakfast at rhiz - film-still

Zwei Einstellungen: Die erste zeigt, indem sie ruckartig aufzoomt, ein sprechendes, handelndes, blickendes Subjekt, das den technologischen Apparat medizinischer Forschung auf ein kleines Stueck Fleisch richtet. Die zweite zeigt in einem fuenf Minuten langen, kaum merklichen, mitunter auch ruckartigen Zoom etwas Rotes, von dem man annehmen kann, dass es dieses Stueck Fleisch ist. Schon der streng frisierte Chirurg, der in eine Gegensprechanlage und dann mit sich selbst Schwedisch redet, bevor er das Fleisch seziert, mutet merkwuerdig an (zumal in der Gestauchtheit des “gefaelschten” Widescreen-Bildes). Das Fremde allerdings, an dem er – Mad Scientist nach Art von alten B-Filmen, von Cronenberg oder der Kopenhagener “Kingdom”-Klinik – hantiert (oder auch nicht), ist erst recht raetselhaft.
Insofern ist seine Sichtbarkeit zugleich lesbar, dechiffrierbar: etwa als jeden Video-Monitor uebersteuerndes, waberndes, affektives Rot, das sich in der Gewebsstruktur des Fleisches ausformt. Oder als rote Galaxie, die in die Mikroskopie eines Fremd-Koerpers uebergeht. Synaesthetisch gesehen, gehoert und gelesen, korrespondiert der Zoom in den amorphen Koerper der Bahn, die Bernhard Fleischmanns Akkorde und Percussion durch ein unstetes Blubbern, Knistern, Knarren und Plaetschern ziehen, wobei die Kontur der Musik ihre ostentative Waerme gerade dem Intimkonktakt mit dem Fleisch (dem offenen Herzen) zu verdanken scheint. Synthiepop-historisch betrachtet, operiert der Fleisch-Mann in einer Grauzone und erforscht das Etwas: The The. Ein nach innen wucherndes Rhizom, das man essen kann – rhiz for breakfast. [Drehli Robnik]

Two shots: The first abruptly zooms in on a talking, animated, and closely attentive subject pointing the technological apparatus of medical science at a small piece of meat. The second, in a long and occasionally jerky zoom which is so slow that as to be hardly noticeable, shows a red object, presumably the same piece of meat. The surgeon with severely slicked-back hair, who talks into an intercom and then to himself in Swedish before dissecting the meat, creates a somewhat odd impression, in particular due to the curve of the fake wide-screen image. But the unusual object being fiddled with (or maybe not) by this sleek mad scientist reminiscent of B movies, Cronenberg and the Kingdom clinic is even more enigmatic. As a result, its visibility is at the same time legible, decipherable, for example as a jiggling, affective red which would overmodulate any video monitor filling out the structure of the meat’s tissue. Or as a red galaxy fading into the microscopic detail of a foreign body. Seen, heard and read in a synesthetic sense, the zoom into the amorphous body corresponds to the pathway taken by Bernhard Fleischmann’s chords and percussion through an inconstant blubbering, crackling, creaking and splashing. The regular contours of the music seem to take their pointed warmth from intimate contact with the meat (the open heart). Considered in light of synthpop history, the video operates in a gray zone and investigates the unknown: The The. An ingrowing edible rhizome-rhiz for breakfast. [Drehli Robnik]

 

 



So Fine

Sound: Paul Divjak | 3 min

So Fine (Filmstill)

So fein, so zerbrechlich sind die Bilder von Paul Divjaks Video, dass sie einem auf der Netzhaut zerrinnen. Neben leisen Andeutungen durchziehen nur lose pulsierende Linien den sachte wabernden Farbfluss – während auf der Tonspur ein sphärisch auf- und absteigender Klang um einen herzrhythmischen Takt gelegt ist. Gerade beginnt man, langsam mitzutreiben, da ist man auch schon unvermittelt in die Welt gestürzt: Der Ton bricht ab, die Farben verebben ins Weiß und aus den informellen Linien werden Worte. [Nina Jaenisch]
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Journey

Sound: Hans Platzgumer | 5:30 min

Journey (Singleframe)Wie auch in anderen Video-Arbeiten von Paul Divjak [i remember: turntable mix etwa oder le matin] überwindet in journey das Visuelle im Zusammenspiel mit dem Akustischen den Gegensatz zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren [...] [Vraeaeth Oehner] — mehr —


Just an Image

16mm/Digibeta | 4 min

Just an Image beginnt als Zuspruch an die festgefahrene Erwartung eines Publikums, für das die Bebilderung von Konsumwaren gleichbedeutend mit dem Konsum von Bildern geworden ist. Die ständige Wiederholung ein- und desselben Spots aber weckt ein Gespür für die Austauschbarkeit dieser [Werbe-] Bildaesthetik: Bilder, die im Verbund mit der zu vermittelnden Werbebotschaft ausfliessen, werden hier ihres [Werbe-] Sinns entleert, um ihren Eigensinn zurückzuerobern. [Robert Buchschwenter, Katalog VIPER ´95]

Watch “Just an Image”, Ursula Blickle Video Archiv – Belvedere

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I feel distortion

Sound: Manfred Karrer | 7 min

Das Video beginnt im Schwarz und endet im Weiß. An diesen Stellen gibt es was zu lesen: den Titel bzw. die Credits. Was es dazwischen zu sehen gibt, befindet sich im beständigen Übergang zwischen Schwarz und Weiß. “Lesen ist nicht sehen”, könnte man dazu – Maurice Blanchot paraphrasierend – anmerken, womit weniger auf einen einfachen Gegensatz hingewiesen, sondern eher die vom Akt des Lesens erzwungene Auslöschung des Sehens angesprochen wäre. — mehr —