WERK, BAUEN + WOHNEN | KOLUMNE | PAUL DIVJAK
Die Temperaturen sind längst gefallen, die Stadt hat dicht gemacht. Sommerliche Veranstaltungsorte entlang des Wiener Donaukanals liegen brach. Die Gastgärten und Strand-Settings der so genannten Eventgastronomie bleiben unbelebt, wirken wie fluchtartig verlassen, präsentieren sich als verödetes Bauland.
Das Freiluftbecken des Badeschiffes ist leer gepumpt, und selbst die sonst grell orange leuchtende Wellblechummantelung, deren gesamte Länge die Logos einer Direktbank zieren wie blinde Bullaugen, wirkt ungewohnt ausgewaschen. Lediglich aus dem Rumpf hört man spätabends dumpfe Klänge. Die Menschen haben sich in den Bauch des Schiffes zurückgezogen.
Stühle lagern hinter schmutzigen Containern. Gestapelt zu hohen Türmen erinnern sie an eine ausgemusterte Kolonie der Hochsitze von Tennisschiedsrichtern. Bambustische und anderes Mobiliar liegt verstreut hinter einfach gezimmerten Holzwänden.
Ein zu einer Grillstation umfunktioniertes aufgeschnittenes Ölfass lässt an Zeiten denken, in denen hier Fisch gegrillt und gesalzen, mit etwas Zitrone beträufelt serviert wurde. Die Ratten, die sich für gewöhnlich an diesem Ort tummeln, gehen jetzt leer aus, sie müssen anderswo nach Nahrung suchen.
Baumaschinenlärm hüben wie drüben. Hier entsteht eine neue Landungsbrücke für den Twin City Liner, die direkte Wasserverbindung von Wien nach Bratislava. — mehr —