“Hab ich das Bild von dir, dann träum ich Du wärst hier” singt Peter Alexander seine kunstphilosophische Betrachtung, aber Paul Divjak entlarvt ihn mit nur einer ikonoklastischen Operation: Er macht das Bild selbst zu Traumgegenstand und den Text zur Farce einer verschwommenen Monochromie. Souvenir sagt ohne zusätzliches Wort, was Alexander längst geahnt haben muß: Das Bild gibt es gar nicht.
Paul Divjaks Videoarbeiten suchen und finden in Nostalgie und Erinnerung, was Sprache vergessen hat: Spuren aus dem Langzeitgedächtnis, die, als Bild gespeichert, persönliche Assoziationen nur durch technische Materialität wecken können.
Bei I remember etwa verschraubt die auf einem Plattenteller gedrehte Kamera (turntable remix) das beständig wiederholte, von den immergleichen Pianotakten unterlegte Barry Manilow‘sche Sample “I remember all my life”, mit den bunten bildnerischen Spiralloops eines lauen Sommernachmittags. Die Variation diary mix könnte zeigen, was die vorherige Umdrehung unterdrückte: Freunde, Kinder, Künstler, die diesen Nachmittag mit Erinnerungen füllen werden. Warm-wollige Atmosphäre auch in le matin, das ein sonnengeblendetes Blinzeln in die Erinnerungstrickkiste taucht; mittels bierigem Farbflackern technischer Suggestion. Breakfast at Rhiz ersetzt hingegen ein Frösteln durch Einsicht: Eine stoische Mikrokamerafahrt durch ein Blutgefäß, bei der sich, zwischen Erinnerungen an das Enzephalogramm in Tarkowkijs “Solaris” und Richard Fleischers “Die fantastische Reise”, Lust, Ekel, Faszination, Schönheit, Penetration und die Forschung des Sehens breitmachen. Das Eigentliche ist irgendwo hinter dem Monitor, hinter dem Gewebe, zwischen den Farben. Hab ich das Bild von Dir, dann träum ich. [Martin Conrads, Katalog "Kunst in der Stadt", Bregenzer Kunstverein, 2000]