Eine schwarze, aus Wolle gestrickte Maske über den Kopf gezogen und schwarz gekleidet liest Paul Divjak zu Beginn der Eröffnung seinen Text “Wir sind die Dinge, brav wie Bilder (Byung-Chul Han Remix)”.
Es handelt sich um die Vernissage der Sommerausstellung „Im Kampfgebiet der Poesie“ im Kulturzentrum bei den Minoriten, die in enger Kooperation mit dem Ressort der Literatur entstand – konzipiert von Kurator Johannes Rauchenberger, Leiterin des Ressorts Literatur Birgit Pölzl und Künstler Toni Kleinlercher. Vier bildende KünstlerInnen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland stellen gemeinsam aus - in diesem Rahmen werden Texte unterschiedlicher Art von LiteratInnen präsentiert und mit den Kunstwerken in Verbindung gebracht.
Paul Divjak stellt das “Selbst” in den Blickwinkel seines Textes und liest, wie eine Marionette an einem dünnen, fast durchsichtigen Faden hängend, kraftvoll und fesselnd seine Worte, in denen sich wohl jedeR das eine oder andere Mal wiederfindet. In „Wir sind die Dinge, brav wie Bilder“ setzt Paul Divjak eine außer Rand und Band geratende Bilder- und Metaphernmaschine in Gang, die Identität in einem fort überschreibt. Sie wird mit Floskeln, Zitat-Stücken, Worthülsen, Gemeinplätzen, klischierten Zuschreibungen, (pseudo)politischen Diskursteilen gespeist und organisiert dadaistisch gewitzt und surreal zugespitzt und überhaupt wonniglich nach klanglichen Kriterien. Das Kampfgebiet der Poesie trägt, das wird in Paul Divjaks Text deutlich, immer auch den Geschmack (anarchischer) Lust.
Johannes Rauchenberger / Birgit Pölzl
Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz / “Im Kampfgebiet der Poesie”